So begann es (Die Vereinsgründung)
Die Wurzeln des heutigen Musikvereines liegen in einer Idee vonjungen Leuten die sich damals einer anderen Freizeitbeschäftigung widmeten. Gemeinsam spieltendieseAnfang der 50er Jahre im Pfarrheim Theater. Von einigenderLaienschauspieler wurde dabei die Idee geboren, ein Musikinstrument zu erlernen. Zu Weihnachten 1953 wurde dieser Wunsch Herrn Franz Grubmüller mitgeteilt. Dieser unterrichtete daraufhin junge Burschen auf Blechblasinstrumenten und Schlagzeug.
Auf der Klarinette wurden Schüler von Herrn Johann Egretzberger unterrichtet.Der Notenunterricht wurde von Gusti Scheuringer erteilt.
Nach sehr kurzer Lernzeit wurde bereits bei der Auferstehungsprozession am 17.04.1954 gespielt. In diesem ersten Jahr gab es dann noch fünf weiter Ausrückungen. Erstkommunion, Lourdes Lichterprozession, Priminz von Alois Angelmayer, Allerheiligen und das Weihnachtsfest wurden musikalisch mitgestaltet. Die Jungmusiker bildeten mit einigen bereits erfahrenen Musikern das Gerüst für die kommenden Jahre.
Es dauerte dann nochmals etwaeinJahr bis zur offiziellen Vereinsgründung. Die dazu notwendige erste und konstituierende Generalversammlung fand am 12.11.1955 um 20:00 Uhr im Gasthaus Rabl, Zwentendorf statt. Zu dieser Versammlung waren 20 Musiker erschienen. Die Vorarbeiten zur Vereinsgründung wie Erstellung der Statuten, Einholung aller behördlichen Genehmigungen, Vorbereitung der Generalversammlung sowie alle sonstigen bisher notwendigen Arbeiten wurden von einem provisorischen Komitee besorgt. Die Wahl des ersten Vereinsvorstandes im Rahmen der Generalversammlung brachte folgendes Ergebnis.
Obmann: | Peiker Leopold | |
Obmann Stellvertreter: | Faustenhammer Josef | |
Kassier: | Rabl Rudolf jun. | |
Kassier Stellvertreter: | Stohl Alfred | |
Schriftführer und Archivar: | Grubmüller Franz | |
Kapellmeister: | Scheuringer Franz | |
Kontrolle: | Egretzberger Johann, Fröhlich Johann | |
Schiedsgericht: | Kauper Rudolf, Köckeis Walter, Saferding Franz |
Nach Beginn der musikalischen Tätigkeit 1954 war der Verein mit dieser Wahl nun auch behördlich ab 1955 existent. Der Beitritt zum Niederösterreichischen Blasmusikverband erfolgte 1957.
Die Vereinsführung
Durch die Bildung des Vorstandes war nun eine Reihe von Funktionären in die laufende Vereinsarbeit eingebunden. Damit es möglich wurde zu so einem geordneten Betrieb zu gelangen bedurfte es natürlich auch davor einer Menge an Arbeit, Idealismus und Opferbereitschaft. Ein Name muss an dieser Stelle besonders hervorgehoben werden. Franz Grubmüller war Obmann, Kassier und Schriftführer in einer Person und somit die Seele des ganzen Vorhabens.
Die Zahl der Wechsel an Vorstandsmitgliedern in den Jahrzehnten seit Bestehen des Vereines ist nicht besonders groß. Ein Punkt ist im Laufe der Zeit jedoch, unabhängig wer die Führung des Vereines Inne hatte, stets unverändert geblieben. Es ist das in den Statuten festgehaltene Vereinsziel. Ein kurzer Auszug soll hier Einblick in die Grundlage der Vereinsarbeit liefern.
Der Verein, ...bezweckt:
a) die Pflege und Erhaltung der traditionellen österreichischen Blasmusikkultur.
b) die Pflege der Blasmusik und Bläsermusik aller Stilrichtungen und Besetzungen ..., sohin die Pflege jeglichen Musizierens, wie Konzert-, Marsch-, Tanz- und Hausmusik sowie die Erhaltung des Brauchtums in der Musik.
Die nachfolgende Auflistung zeigt die bisher tätigen Obmänner und Kapellmeister welche verantwortlich waren und sind um das oben zitierte Ziel weiterzuverfolgen.
Obmänner: | Leopold Peiker | 1954 - 1956 |
Karl Grießler | 1956 - 1968 | |
Josef Hittinger | 1968 - 1993 | |
Ernst Kargl sen. | 1993 - 1994 | |
Walter Köckeis | 1994 - 2009 | |
Christian Kaufmann | 2009 - |
Kapellmeister: | Franz Scheuringer | 1954 - 1990 |
Anton Rauscher | 1990 - 1992 | |
Josef Hittinger jun. | 1992 - 1993 | |
Ernst Kargl jun. | 1993 - 2021 | |
Dominik Berger | 2021 - |
Ehrungen und Auszeichnungen
Die langjährige Ausübung einer Tätigkeit oder besondere Leistungen auf den verschiedensten Gebieten bringen natürlich auch im Blasmusikwesen Auszeichnungen mit sich. Die Liste aller Träger von Auszeichnungen, insbesondere jener des Ehrenzeichens und der Ehrenmedaillen in Bronze und Silber für 15 bzw. 25-jährige aktive Musikausübung, würde den Rahmen dieser Chronik sprengen. Darüber hinaus wurden aber auch schon Ehrenzeichen für mehr als 40- jährige aktive Musikausübung und sogar Zusatzspangen für eine vollendete 50-jährige aktive Musikausübung an langdienende Musiker überreicht.
40-jährige Musikausübung: | Andrysek Karl | |
Faustenhammer Josef | ||
Grießler Anton | ||
Muck Karl | ||
Scheuringer Franz | ||
Zischkin Herbert | ||
Kaufmann Christian | ||
Eisner Manuela | ||
Faustenhammer Herbert |
50-jährige Musikausübung: | Kargl Ernst | |
Köckeis Walter | ||
Rabl Rudolf | ||
Schmidt Anton | ||
Stohl Alfred |
Walter Köckeis war neben seinem großartigen Einsatz im Musikverein auch noch Jahrzehnte auf Bezirksebene im Rahmen des niederösterreichischen Blasmusikverbandes als Kassier tätig. Dafür wurde ihm mit der Verleihung der Ehrennadel in Gold und des Verdienstkreuzes in Silber gedankt.
Franz Scheuringer begann seine musikalische Tätigkeit in St. Aegidi (OÖ). Die Übersiedlung nach Zwentendorf war zugleich der Beginn seiner 36-jährigen Kapellmeistertätigkeit beim örtlichen Musikverein. Daneben hatte er über 25 Jahre die Leitung der Bezirksarbeitsgemeinschaft Tulln-Korneuburg als Obmann inne. Neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen erhielt er von Seite des Blasmusikverbandes dafür das Verdienstkreuz in Silber.
Josef Faustenhammer ist Träger des Ehrenzeichens für Verdienste um den NÖ Blasmusikverband.
Leistungsabzeichen
Seit Jahrzehnten stellen sich viele Jungmusiker im Zuge ihrer Ausbildung immer wieder den Jungmusikerleistungsabzeichen-Prüfungen in Bronze und Silber. Die guten Leistungen waren auch Ansporn für erwachsene Musiker ebenfalls die Musikerleistungsabzeichen abzulegen. Im Jahr 2013 hat Jakob Pollerus auf dem Saxophon als erster Jungmusiker sogar das Leistungsabzeichen in Gold erreicht. Ihm folgte im Jahr 2019 Denise Berger, ebenfalls auf dem Saxophon.
Präsent zu jedem Anlass (Das Vereinsleben)
Der Wirkungsbereich einer Blasmusikkapelle ist vielfältig. Es gibt kaum ein gesellschaftliches oder festliches Ereignis im Gemeindegebiet bei dem nicht schon vereinzelt oder regelmäßig musikalisch mitgewirkt wurde. Einem Großteil der Ausrückungen liegen kirchliche Feste zugrunde. Der Bogen dieser spannt sich über das ganze Kalenderjahr. Palmsonntag, Auferstehung, Erstkommunion, Fronleichnam, Erntedankfest, Allerheiligen und Weihnachten wurde regelmäßig musiziert. Dazu kamen vereinzelt Anlässe wie Pfingsten, Silvester oder Bischofsvisitationen. Sogar zum Empfang des rumänischen Patriarchen und von Kardinal Dr. Franz König im Jahr 1968 war man musikalisch dabei. Durch die berufliche Tätigkeit des Kapellmeisters Franz Scheuringer in Wien wurden sogar nach Kaisermühlen Kontakte geknüpft. In den Jahren 1975 bis 1981 nahm man an der Fronleichnamsprozession erfolgreich teil.
Eng verbunden mit den kirchlichen Festen sind naturgemäß Begräbnisse. Bis zum Jahresende 2011 wurden diese auf Wunsch der Familie des Verstorbenen musikalisch umrahmt.
Es durfte aber im Laufe der Zeit auch vor viel Prominenz gespielt werden. Das bedeutete oftmals eine besondere Herausforderung. Schließlich repräsentierte man bei hochrangigem Besuch die Marktgemeinde Zwentendorf. Einige Beispiele von namhaften Politikern die mit Musik empfangen wurden: Vizekanzler Dr. Pittermann, die Landeshauptleute Leopold Figl und Erwin Pröll, Bundeskanzler Julius Raab, Bruno Kreisky und Franz Vranitzky, Bundespräsident Rudolf Kirchschläger sowie zahlreiche Minister.
Neben den bereits erwähnten Ausrückungen gab es noch unzählige weitere Anlässe zu denen musiziert wurde. Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, Ständchen, Feste von anderen Vereinen oder Organisationen, Gemeindefeierlichkeiten, politische Anlässe, Eröffnungen usw. Aber auch vereinseigene Veranstaltungen stellen einen Teil der Ausrückungen dar. Hier kann auf zahlreiche Konzerte, Tage der Blasmusik und Teilnahmen an Konzert- und Marschmusikbewertungen hingewiesen werden. Einige Jahre wurde sogar im damaligen Gasthaus Stopfer und danach im Donauhof ein Ball veranstaltet.
Im Jahr 2000, also 46 Jahre nach Gründung des Vereines, stellte man sich der Herausforderung zur Abhaltung des ersten Neujahrskonzertes. Dieses Ereignis blieb nicht zuletzt wegen seiner Rarität vielen der zahlreich erschienen Besucher lange Zeit in Erinnerung.
Die nachfolgende Ausrückungsstatistik soll zusammenfassend einen Einblick in das Wirken der Vergangenheit geben.
Ausrückungen 1954 – 2019
Kirchliche Anlässe | 641 | |
Begräbnisse | 1168 | |
Sonstige | 1034 |
Aus dieser stolzen Zahl kann ein Jahresschnitt von 44 bis 45 Ausrückungen pro Jahr ermittelt werden. Daneben darf die noch höhere Zahl an abgehaltenen Proben nicht vergessen werden. Daraus ist ersichtlich welch hohe Einsatzbereitschaft hier notwendig ist.
Das Jahr 1979 brachte mit 65 Ausrückungen den bisherigen Rekord in der Vereinsgeschichte.
Bekleidung und Proberäume
Zum äußeren Auftreten einer Blasmusikkapelle gehört neben der musikalischen Leistung aber auch eine einheitliche Bekleidung. Der Besitz einer Tracht oder Uniform von Beginn an ist jedoch wegen der hohen Anschaffungskosten keineswegs selbstverständlich. Es dauerte bis zum Jahr 1958 um die notwendigen Geldmittel aufzubringen, damit die erste Tracht angeschafft werden konnte. Später wurde in den Jahren 1968 und 1976 die bestehende Tracht jeweils durch eine Neue ersetzt. Farblich waren diese ersten 3 Garnituren jeweils in grün gehalten. Mit der 4. Garnitur wurde ein Farbwechsel von grün zu blau vollzogen. Mit ein Grund dafür war die Erhebung unserer Dorfgemeinde zur heutigen Marktgemeinde, und dem damit geschaffenem Marktwappen, welches auch die Hauptfarbe blau aufweist. Die Anschaffung dieser Tracht erfolgte im Jahr 1994 anlässlich des 40-jährigen Bestandsjubiläums. Nach wie vor führen wir diese Tracht aus. Im Jahr 2023 wurden lediglich die in die Jahre gekommenen Krawatten durch neue ersetzt, die sich farblich kaum von den ursprünglichen unterscheiden.
Sprichwörtlich bewegend ist in der Vereinsgeschichte der Wechsel der Proberäume. Anfangs wurde im Gasthaus Rabl geprobt. Das Ziel der ersten Übersiedlung etwa im Jahr 1959/1960 war das Pfarrheim. Danach konnte eine Klasse der damaligen alten Volksschule als Proberaum benutzt werden. Für kurze Zeit war es notwendig in die Hauptschule auszuweichen ehe man wieder in die Volksschule zurückkehren konnte. Durch den Neubau des Donauhof bot sich ab 1977 eine neue Heimstätte für die Probenarbeit. Allerdings war diese Lokalität für diesen Verwendungszweck nicht geplant und demnach akustisch sehr problematisch. Schließlich handelte es sich um einen Raum im Keller der leider auch von Beginn an zu klein war.
Realität wurde der Wunsch von einem eigenen Musikheim als sich die Gemeindeverwaltung, allen voran mit Bürgermeister Josef Mohnl entschloss, die Räumlichkeiten der Bibliothek und des Heimatmuseums im Gemeindehof zu räumen. Das adaptierte Gebäude wurde am 28. September 1985 als Musikheim seiner Bestimmung übergeben. Bis zum Jahr 2019 probten wir darin.
Nachdem unser Musikheim abgerissen wurde, errichtete die Gemeinde einen großen, neuen Komplex, der auch ein neues Musikheim beherbergen sollte. Bis zum Einzug im Dezember 2022 probten wir vorübergehend in der Aula der Volksschule.
Sicherung der Zukunft – Die Nachwuchsarbeit
Wie in allen Bereichen zählt auch im Musikverein die Nachwuchsarbeit zu einer der wichtigsten Aufgaben. Darum stellten sich seit Beginn der Vereinsgründung noch viele weitere Jahre aktive Musiker zur Ausbildung von Jugendlichen aber auch Erwachsenen zum Unterrichten eines Instrumentes zur Verfügung. Im Anfang der 80-er Jahre gegründeten Verein Musikschule sah man eine andere Möglichkeit die Schüler auszubilden. Es zeigte sich jedoch, dass die Kapazitäten in diesem Verein nicht ausreichten, um junge Leute zum Erlernen eines in der Blasmusik einzusetzenden Instrumentes zu gewinnen oder ausreichend weit zu führen. Darum entschloss sich der damalige Kapellmeister Ernst Kargl im Jahr 1994 die Schüler wieder im Musikverein selbst auszubilden. Ausgewählte Lehrer, welche eine vorgegebene Qualifikation vorweisen können, übernahmen die Ausbildung um das musikalische Niveau einer Landesmusikschule zu erreichen. Ständige Verbesserungen in der Ausbildungsstruktur und der unermüdliche Einsatz von Ernst Kargl trug letztendlich Früchte. Seit der Wiederaufnahme der vereinseigenen Musikausbildung stieg die Zahl an Schülern, die in das Orchester aufgenommen werden konnten, wieder an.
Eine neue Situation entstand durch das Einstellen der Ausbildungstätigkeit und die nachfolgende Auflösung des Vereines Musikschule im Sommer 2009. Die Folge war die Zusammenführung der Musiklehrer vom früheren Verein Musikschule und vom Musikverein zu einer Einheit unter der Obhut der Gemeindeverwaltung und der organisatorischen Leitung von Ernst Kargl bis Juli 2023, seit Oktober 2023 von Maximilian Weninger. Das Ziel dabei blieb eine Ausbildung auf dem musikalischen Niveau von Landesmusikschulen, jedoch ohne finanzielle Förderung durch das Land NÖ, wie sie Landesmusikschulen bekommen.
Die Gemeinschaft
Ein wichtiger Punkt damit gemeinsam musiziert werden kann ist der Zusammenhalt der Vereinsmitglieder. Zur Stärkung der Gemeinschaft wurden lange Zeit Ausflüge durchgeführt. Teilweise waren diese mit musikalischen Einsätzen kombiniert. Leider hörten sich diese durch die zunehmende Mobilität innerhalb der Familien auf. Das Bewusstsein weiterhin die Gemeinschaft zu pflegen blieb aber bestehen.
Musifestl
Zur Gemeinschaft trägt auch das seit 2010 mittlerweile traditionelle „Musifestl“ bei. Das erste Fest wurde als zweitägiges Fest geführt. Das Thema am Samstag, „gallischer Abend“, konnte man an den Verkleidungen und angebotenen Speisen erkennen. Im darauffolgenden Jahr wurde aus dem zweitägigen Fest ein Dreitägiges mit dem samstäglichen Motto „karibischer Abend“. Nach den ersten beiden Jahren übersiedelte die Veranstaltung auf das schöne Ambiente des Kirchenplatzes, wo es die nächsten fünf Jahre auf bewehrte Weise stattgefunden hat. Aufgrund des neu gestalteten Rathausplatzes ergab sich im Jahr 2017 eine erneute Übersiedelung auf diesen. Da es zu erneuten Umbauarbeiten des Gemeindekomplexes und der Hauptstraße kam, fand das vorerst letzte Musikfest 2019 statt.